Neophyten

in einer Hecke um die Ecke oder im eigenen Gartentopf

Fotografie: Salamander Naturgarten AG

Tabu-Pflanzen im Garten und in der Naturlandschaft

Warum manche Arten bei Ihnen die Alarmglocken läuten lassen sollten, da sie weder in den Garten noch in die Naturlandschaft gehören, lesen sie auf diesen weiteren Zeilen. Zudem erfahren Sie mehr zu spezifischen Begriffen rund ums Thema Neophyten und finden nützliche Links und Pflanzenlisten, um sich selbst einen Überblick verschaffen zu können.

Natur- oder Kulturpflanze?

einheimisch vs. eingeführt: Heute kennt sich nahezu jede Fachperson, welche direkt oder indirekt im Gartenbau tätig ist, zum Thema Neophyten aus. Laut einer Studie geben 18 von 20 befragte Gartenbaubetriebe an, die Begriffe „invasive Neophyten“ und „Schwarze Liste“ zu kennen. Hört man dabei den verschiedenen involvierten Interessensgruppen zu, ist die Thematik rundum Ökologie und Neophyten relativ komplex und ein Ausgangspunkt für Debatten.

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Sie interessieren sich privat für naturnahen Gartenbau, sind aber unsicher im Umgang mit Neophyten. Sollten bestimmte nicht-einheimische Pflanzen wirklich entfernt werden – obwohl sie hübsch aussehen und sich schön ins Gartenbild fügen? Oder fehlt schlichtweg die Zeit, das exotische Gehölz aus der Hecke zu beseitigen?

Ob Sie die Art nun bestimmen und entfernen oder nicht – das Auftauchen einer neuen Pflanze im Garten ist ein Hinweis, sich mit dem Thema Neophyten auseinanderzusetzen.

global wird lokal: Nicht nur, aber vorwiegend war und ist die Garten-Branche durch den Pflanzenhandel eingeführter Garten-Sorten resp. -Arten mitverantwortlich dafür, dass sich gebietsfremde Arten in der Natur ohne menschliches Zutun etablier(t)en und vermehren. Zier- oder Nutzpflanzen werden mit ursprünglich guten Absichten in Gärten und Pärken gepflanzt oder unabsichtlich in gehandeltem Saatgut mitgeführt. Einmal angepflanzt, respektive eingeschleppt, entwickeln sie sich, vermehren sich (flächig) und bleiben beständig auch im offenen Freiland. Sind sie in Folge davon aus ihrem ursprünglichen Gebiet entwichen und vermehren sich unabhängig in der Natur, werden sie als Gartenflüchtlinge bezeichnet. Beispiele dazu sind der Winterling (Eranthis hyemalis), die Traubenhyazinthe (Muscari botryoides) oder Borretsch (Borago officinalis). Sie bleiben solange Gartenflüchtlinge, als sie sich über längere Zeiträume auf den unmittelbaren Bereich der ursprünglichen Pflanzung, also lokal beschränken. Somit sind sie weitgehend harmlos und stellen keine Gefahr für die Landschaft dar.

lokal wird global: Gibt es vor Ort aber keine lokalen Fressfeinde oder Krankheitserreger, welchen diesen Pflanzen an die Existenz gehen, so expandieren sie über weitere Flächen und wachsen zu mehr heran als nur einer lokalen Erscheinung in der Naturlandschaft. Sie verbreiten sich weitflächig bis landesweit. Man nennt solche Arten dann nicht mehr Gartenflüchtlinge sondern Neophyten. Konkurrieren sie im weiteren überdurchschnittlich stark mit lokalen Pflanzenarten oder richten gar ökonomische Schaden in der Landwirtschaft oder auf Transportwegen an, bezeichnet man sie als invasiv.

Beispiele für Neophyten sind Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) , Riesenbärenklau (Heracleum giganteum) und Kandadische Wasserpest (Elodea canadensis). Auch der in Gärten beliebte Sommerflieder (Buddleja davidii),  Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) , Götterbaum (Ailanthus altissimus) und Topinambur (Helianthus tuberosus) gehören dazu.

Wer ein offenes Auge dafür haben möchte, was noch als Gartenflüchtling toleriert wird, oder als potentieller resp. tatsächlicher Neophyt gilt kann dies auf der „Schwarzen Liste“ respektive auf der „Watchlist“ nachlesen. Die „Schwarze Liste“ beinhaltet alle Arten welche nach aktuellem Stand die Natur- und Kulturlandschaft gefährden. Die „Watchlist“ beinhaltet alle Arten, welche sich in der  Natur- und Kulturlandschaft mittel bis hoch ausbreiten und diese in Zukunft potentiell gefährden könnten.

Ein Film von „Arten ohne Grenzen“  zum Thema Umgang mit Neophyten im Garten:

Pflege naturnaher Lebensräume: Aktuelle Massnahmen gegen Neophyten bestehen darin, möglichst viele der eingeschleppten Arten auszureissen und zu vernichten. In grösseren Gebieten als im eigenen Garten ist dies teils nicht realistisch umsetzbar. Die Grenzen zwischen Natur- und Kulturland verschmelzen zunehmend.

Eindämmungs-Massnahmen durch den Menschen können die Verbreitung einzelner Neophytenarten zwar hemmen,  jedoch diese nicht verhindern.

Ein neuer Ansatz im Umgang besteht darin, eingeschleppte Arten nicht „nur“ auszureissen, sondern auch Naturschutzgebiete geschickter zu pflegen, gezielt einzelne Tier- und Pflanzenarten zu fördern oder neue wertvolle Flächen zu schaffen . Für den Artenschutz kann so viel mehr erreicht werden. In diesem Zusammenhang können auch Gartenfachleute und (Privat)-Gärtner:innen die Verantwortung übernehmen, indem Sie auf Grünflächen Lebensräume gestalten, welche zugunsten der lokalen einheimischen Artenvielfalt geschaffen und strukturiert werden.

Zudem sollten Sie grundsätzlich keine Neophyten im Garten mehr anpflanzen, auch wenn diese Pflanzenarten in der Vergangenheit von der Gartenbranche üblicherweise gehandelt, verkauft und angebaut wurden.

Neophyt Sommerflieder (Buddleja)
Neophyt: Essigbaum (Rhus typhina)